GEBEN UND LEBEN! WIE WIR DIE KUNST DES SCHENKENS WIEDER LERNEN KÖNNEN

12. Nov 2016 | Allgemein

Heute möchten wir Sie gern auf einen Artikel aufmerksam machen von Frau Dr. Alexandra Hildebrandt, der nicht nur lesenswert ist, sondern uns daran erinnert, wie kostbar geben und leben ist.

Publizistin, Nachhaltigkeitsexpertin und Wirtschaftspsychologin

Die Gabe als Kern der Nachhaltigkeit

Indem wir anderen etwas von uns geben, ihnen Aufmerksamkeit, Freundschaft, Liebe oder Zuneigung schenken, erfüllt sich unser Leben. Es wird als sinnvoll empfunden. Die Kunst des Schenkens hat nichts mit Dominanzgesten (Pierre Bourdieu), Einkaufsstress und Gabenzwang zu tun – sie gehört zur bewusst geführten Lebenskunst, wo Rituale, Freigebigkeit, miteinander reden und einander geben eng verbunden sind.

Dargestellt wurde dies im Huffington Post-Beitrag „Übung in Lebenskunst. Warum Philosophie und Nachhaltigkeit keine akademische Angelegenheit sind“, der im April 2015 erschien.

Hier wurde auch auf den vielfach inflationär verwendeten Begriff Nachhaltigkeit Bezug genommen und die Frage nach dem guten Leben, die schon die alten Griechen beschäftigte. Die Mitbegründerin der Huffington Post, Arianna Huffington, widmet sich dieser Thematik auch in ihrem Buch „Die Neuerfindung des Erfolgs“: Irgendwann hätten wir das gute Leben aus den Augen verloren. Stattdessen haben wir uns darauf konzentriert, „wie man möglichst viel Geld macht, ein möglichst großes Haus kauft und möglichst hoch auf der Karriereleiter kommt“.

Dies beschreibt auch der Publizist und Buchautor Ulrich Grober in seinem Buch „Der leise Atem der Zukunft. Vom Aufstieg nachhaltiger Werte in Zeiten der Krise“, in dem er gedanklich auf den Spuren von Hauffs Märchen „Das Kalte Herz“ wandert. Wo Geldvermehrung und Besitzergreifen primärer Lebensinhalt ist, geht das Wesentliche verloren: „Die Fähigkeit zur Anteilnahme, zum Mitgefühl erstarrt. Wenn aber dein Mitgefühl für die Menschen in deiner nahen oder ferneren Umgebung gestört ist oder ganz erkaltet, dann ist damit gleichzeitig auch der Resonanzboden für dein Empfinden von Freude, deine Glücksfähigkeit, stillgelegt.“

Des Märchens Weisheit letzter Schluss ist das Respektieren des Verfügbaren: „Es ist doch besser, zufrieden mit wenigem zu sein, als Gold und Güter haben und ein kaltes Herz.“

Was Grober interessiert, ist der Aufstieg nachhaltiger Werte im aktuellen Zeitgeist. Seine Themenfelder sind Ökologie, Nachhaltigkeit und zukunftsfähige Lebensstile. Ihn beschäftigt vor allem die Verknüpfung von kulturellem Erbe und Zukunftsvisionen.

Warum es eine dynamische Balance aus Für- und Selbstsorge und die Hingabe an das Ganze braucht

Es gibt wenig Begriffe, die auf das große Ganze einer Transformation zielen, die imstande sind, das Wesen unserer Industrie-Konsum-Zivilisation von Grund auf umzukrempeln. Das Wort Nachhaltigkeit enthält alles, worauf es ankommt – das ist der Tenor aller Publikationen von Ulrich Grober, dessen Standardwerk „Die Entdeckung der Nachhaltigkeit“ ein unentbehrlicher Begleiter für alle ist, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Der Akt des Gebens formt die eigene Identität und stärkt das Selbstbewusstsein. Der Zyklus der Gabe schafft gegenseitiges Vertrauen – „in Situationen der Ungewissheit, der Fremdheit schlägt er eine erste Brücke“, schreibt er in seinem neuen Buch „Der leise Atem der Zukunft“. Darin zeigt er, wie durch den Akt des Gebens ein Begegnungsrahmen erschaffen werden kann, wo es jedem in wechselnden Rollen möglich ist zu agieren:

„Das Paradigma der Gabe hat mit Freundlichkeit und Großzügigkeit zu tun, mit Anmut und Schönheit.“

Die Theorie der Gabe erweitert den Blick des Menschen auf die Idee der Nachhaltigkeit. Gerechtigkeit zwischen den Generationen und die Beziehung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erscheinen hier in einem neuen Licht: An die folgenden Generationen soll weitergegeben werden, was man selbst von den Vorfahren dankbar empfangen und in seiner Zeit „nachhaltig“ genutzt hat, was man schonen und vermehren durfte.

Der Kern von Nachhaltigkeit ist für Ulrich Grüber die Gabe. Das, was man zurückerhält, ist ein zeitlich versetztes dankbares Gedenken der Nachkommen.

Denken und Schenken Wer Persönliches (greifbare Gefühle) schenkt, gibt noch etwas hinzu: Zeit und Gedanken. Gerade im Hineinversetzen in den anderen besteht ein Reiz des Schenkens. Deshalb gehört auch ein Thema wie Empathie in den Nachhaltigkeitskontext. Vor dem Hintergrund der emotionalen Bedeutung des Schenkens sind Goethes Zeilen noch heute hochaktuell:

Mann mit zugeknöpften Taschen,
Dir tut niemand was zulieb‘;
Hand wird nur von Hand gewaschen;
Wenn Du nehmen willst so gib!“

Literatur:

Ulrich Grober: Der leise Atem der Zukunft. Vom Aufstieg nachhaltiger Werte in Zeiten der Krise. Oekom Verlag München 2016.

Theresia Maria Wuttke

Vorständin der THEOS Consulting AG, Integraler Senior Consultant und Business Management Coach, Master- und Lehrcoach, Tiefenpsychologin, Pädagogin mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung, Bankkauffrau, Autorin

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