Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)
ist die Gestaltung, Lenkung und Entwicklung betrieblicher Strukturen und Prozesse, um Arbeit, Organisation und Verhalten am Arbeitsplatz gesundheitsförderlich zu gestalten. Sie sollen den Beschäftigten und dem Unternehmen gleichermaßen zugutekommen. Soweit die Theorie.
„Alle Welt“ redet von Gesundheit im Unternehmen. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie die Gesundheit der Mitarbeiter erhalten werden kann: präventiv, situativ, den jeweiligen Lebensphasen entsprechend und auf welche Art und Weise.
Braucht es dafür nicht in erster Linie einen gesunden Geist, ein pulsierendes menschenzugewandtes Herz, ein gesundes Selbst-Bewusstsein und den Mut, Strukturen in Arbeitsprozessen und deren Wirkung auf die Gesunderhaltung des Menschen zu überprüfen? Das beginnt bei der Unternehmens-Kultur und geht über die Führung der Mitarbeiter weiter. Unternehmer tragen dafür Verantwortung, dass die Mitarbeiter in einer Atmosphäre arbeiten, wo sie ihren Fähigkeiten entsprechend ihren Aufgaben sinnerfüllt nachgehen, wertfrei kommunizieren und kooperativ zusammenarbeiten können.
Interessant hierbei ist, dass in allen bisher vorliegenden Maßnahmen, die Seele der Menschen und die des Unternehmens nicht einmal erwähnt werden. Es ist der Geist in einem Unternehmen, der das Klima bestimmt, aber die Seele der Mitarbeiter, die sich in Gesundheit oder gar Krankheit bemerkbar macht. Warum sind seelische Erkrankungen auf dem Vormarsch, wie uns die aktuelle Auswertung von Swiss-Life wissen lässt. Psychische Erkrankungen wie Burn-out, Depressionen und Angststörungen sind mittlerweile mit 37 Prozent die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit (BU), also dem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Berufsleben.
Das tiefste Grundbedürfnis des Menschen ist Verbundenheit und Liebe, gefolgt von dem Wunsch nach Entfaltung und Wachstum und dem tiefen Bedürfnis, sinnerfüllt seiner Aufgabe, seinen Gaben und Qualitäten entsprechend, nachzugehen.
Inzwischen wollen Menschen, dass Tiere artgerecht gehalten werden, damit sie gesund heranwachsen. Was ist mit uns Menschen? Gilt das nicht auch für Menschen in Schule, Ausbildung und Beruf? Wie aber, wenn gesundes Lernen noch in weiter Ferne liegt! Vergleichen Sie hierzu die Artikelserie: Gesunde Bildung in diesem Magazin. Es ist hohe Zeit, dass Unternehmen zu Potenzialwirkstätten werden, weil Gesundheit den Körper, den Geist UND die Seele betrifft und die Basis für Weiterentwicklung und nachhaltigem Erfolg ist. Hierzu bedarf es einer Haltung, die den Menschen auf allen Ebenen in den Mittelpunkt der Betrachtung setzt, als eine Ganzheit aus Körper, Geist und Seele.
Das zeigt punktgenau, dass Herz und Verstand Hand in Hand gehen dürfen. Weder sind es die BGM-Strategien und BGM-Maßnahmen, die allein ein gesundes Wachstum im Unternehmen hervorbringen können, noch das Dauermantra von Gewinnmaximierung und höher, schneller, weiter. Sondern die aufrichtige Wertschätzung des Menschen, um Wert-Schöpfung hervorzubringen. Es geht um die Verbindung von den sogenannten soft skills mit den hard facts, die Führung und Management verbinden. Innerhalb der Digitalisierung wird nichts wichtiger sein als Menschlichkeit, wo wertebasierte Führung verbunden mit Professionalität und Kompetenz im Management zum Schlüssel von nachhaltigem Erfolg wird, wo „artgerecht“ mit Menschen und ihren Potenzialen umgegangen wird. Noch zeigt uns die Gallup Studie aber ein anderes Bild.
Wenn Menschen ihre Grundbedürfnisse – Selbstausdruck, Verbundenheit, Entfaltung und Sinnerfüllung – nicht befriedigen können (und genau das zeigt uns die Auswertung der Gallup-Studie überdeutlich) dann gilt es zu allererst die Frage zu stellen, welches Bewusstsein benötigen Unternehmer, um ihr Unternehmen gesund zu führen und sicher zu stellen, dass sich ihre Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen über eine tragfähige und wertebasierte Unternehmenskultur identifizieren können: Wertschöpfung durch Wertschätzung.
Mitarbeiter, die sinnerfüllt ihrer Aufgabe nachgehen können und Verbundenheit erfahren sind bereit, ihre Potenziale vollumfänglich zu entfalten und bewusst in ihr Unternehmen, zum Wohle des Ganzen, einzubringen.